Qualitätssystem
Peer Review: Ein Blick von außen auf die HTL Dornbirn
Schon seit 2006 ist an der HTL Dornbirn das Qualitätsmanagementsystem HTL-Q-SYS eingeführt, das im Rahmen der EU-Initiative „Qualität in der beruflichen Bildung“ (QIBB) die Schulentwicklung unterstützt. Viele von uns kennen die regelmäßigen Evaluationen, bei denen Schülerinnen und Schüler, Lehrkräfte, Eltern und Verwaltungsbedienstete ihr Feedback geben können. HTL-Q-SYS soll aber nicht nur Daten und Dokumente sammeln, sondern auch Instrument für die Umsetzung kleiner und großer Projekte sein: Nachvollziehbare Leistungsfeststellungen und vielfältige Unterrichtsformen gehören genauso dazu wie die Gestaltung der Schule als Lern- und Lebensraum, Aktivitäten zum Umweltzeichen oder Projekte mit außerschulischen Partnern.
Nach so vielen Jahren Entwicklungsarbeit war die Zeit reif für einen „Blick von außen“ auf die HTL Dornbirn, um einmal zu nachzuprüfen, ob die eigenen Wahrnehmungen unserer Schule auch von Außenstehenden so bestätigt werden. Den Kern des dabei eingesetzten „Peer Review-Verfahrens“ bildete der Besuch eines Teams von so genannten „kritischen Freunden“ (Peers), die ein Feedback „auf gleicher Augenhöhe“ zu den Fragen und Evaluationsbereichen gaben, welche von der Schule selbst gewählt wurden. Drei Lehrkräfte aus berufsbildenden Schulen in Wien, Graz und Braunau führten zusammen mit einem Vertreter der Vorarlberger Wirtschaft innerhalb von zwei Tagen Interviews mit verschiedenen Zielgruppen, erkundeten die Schule und erteilten Kreativaufträge an Schülerinnen und Schüler, um ein möglichst vollständiges Bild unserer schulischen Aktivitäten zu erhalten.
Unser schulinternes Vorbereitungsteam mit Lehrerinnen und Lehrern aus allen Fachbereichen hatte den für alle Beteiligten zentralen Bereich „Lehren und Lernen“ als Hauptthema festgelegt und dazu sechs Fragestellungen ausgearbeitet:
- Welche Lernmethoden kennen unsere Schülerinnen und Schüler, und welche davon verwenden sie im Unterricht/zu Hause?
- Welchen Unterschied im Lernerfolg, in der Eigenständigkeit und Problemlösungskompetenz zeigen Klassen mit kooperativem/eigenverantwortlichen Lernen gegenüber anderen Klassen ohne diese Lernformen?
- In welchen Bereichen werden Theorie und Praxis verknüpft und Lernen auch fächerübergreifend umgesetzt?
- Welche im Lehrplan des SOPK-Unterrichts vorgesehenen Kompetenzen werden tatsächlich vermittelt, welche nicht? Zur Erläuterung: Das Fach SOPK (Sozial- und Personalkompetenz) ist eine verbindliche Übung für die 1. und 2. Jahrgänge mit einem gemeinsamen Lehrplan für alle HTL- Ausbildungsformen.
- Welche Eingangsvoraussetzungen bringen unsere Schüler/innen nach Abschluss der 8. Schulstufe („Neue Mittelschule“) mit?
- Welche Unterstützungsstrukturen im fachlichen und im sozialen Bereich sind vorhanden, um allen Schüler/innen gleichermaßen eine gute Entwicklung in ihrer Schullaufbahn zu ermöglichen, v.a. jenen mit migrantischem Hintergrund?
- Wie unsere Besucher die HTL Dornbirn erlebt haben, und welche Antworten sie auf die gestellten Fragen geben können, soll ein Auszug aus dem Peer Bericht verdeutlichen:
Stärken
In den Interviewrunden zeigte sich eine große Verbundenheit aller Befragten (Schulleitung, Lehrerinnen und Lehrer, Schülerinnen und Schüler und Eltern) mit der Institution HTL Dornbirn als solcher. Ein deutliches „Wir-Gefühl“ und die Bereitschaft, sich für die Schule zu engagieren, konnte festgestellt werden.
Die Lehrerinnen und Lehrer zeigten in vielen Teilbereichen ein sehr hohes Eigenengagement und eine Begeisterung für den Schultyp im Allgemeinen, aber auch für die HTL Dornbirn im Speziellen. Qualitätsentwicklung hat einen hohen Stellenwert und ist Teil der gelebten Schulphilosophie, die sich durch ein sehr freundliches, warmherziges Miteinander im Schulalltag auszeichnet. Dies spiegelt sich auch in einem Zitat aus einer Interviewrunde, in der ein Lehrer Folgendes berichtete:
Frage:
„Warum gibt es hier so viele Schüler/innen mit Migrationshintergrund?“
Antwort einer Absolventin:
„Weil ihr (die HTL Dornbirn), die einzige Schule seid, die nicht rassistisch ist.“
„Warum gibt es hier so viele Schüler/innen mit Migrationshintergrund?“
Antwort einer Absolventin:
„Weil ihr (die HTL Dornbirn), die einzige Schule seid, die nicht rassistisch ist.“
Auch die Auswahl der Fragestellungen und die Konzentration auf den Bereich Lehren und Lernen zeigt den hohen Stellenwert, den die Schülerinnen und Schüler in der Qualitätsarbeit an der HTL Dornbirn einnehmen. Vor allem im Bereich der fächerübergreifenden Verknüpfung von Theorie und Praxis, der Schuleingangsphase und den allgemeinen Unterstützungsstrukturen kann die HTL Dornbirn die ausgezeichneten Ansätze auch praktisch sehr gut umsetzen, nicht zuletzt durch das hohe Engagement einzelner Lehrerinnen und Lehrer. Diese vorgelebte Arbeitshaltung greift auch auf die Schülerinnen und Schüler über und erhöht ihre Motivation. Das Peer Review als Ganzes war von einem sehr offenen Schulklima und einer hohen Gesprächsbereitschaft aller Interviewpartner geprägt. Die organisatorischen Abläufe waren ausgezeichnet und spiegelten die handlungsorientierte, unkomplizierte Schulkultur wider.
Verbesserungsbereiche
In mehreren Interviewrunden zeigte sich, dass die Befragten zwar die offene und liberale Vorgehensweise der Schulleitung begrüßen, sich in einigen Bereichen (z. B. offenes Lernen, SOPK) aber klarer definierte Zielvorgaben wünschen würden. Die Transparentmachung der Vision für die HTL Dornbirn könnte die weitere Qualitätsentwicklung deutlich unterstützen.
Durch die bisherige Qualitätsarbeit an der HTL Dornbirn haben sich bereits deutliche Standards für Unterricht und pädagogisches Wirken entwickelt. Diese werden jedoch von vielen Schulpartnern als „selbstverständlich“ angesehen und gelangen so nicht ins Bewusstsein der Handelnden.
Durch die bisherige Qualitätsarbeit an der HTL Dornbirn haben sich bereits deutliche Standards für Unterricht und pädagogisches Wirken entwickelt. Diese werden jedoch von vielen Schulpartnern als „selbstverständlich“ angesehen und gelangen so nicht ins Bewusstsein der Handelnden.
In vielen Bereichen sind durch das Engagement einzelner Lehrerinnen und Lehrer sehr gute Strategien und Lösungsansätze vorhanden. Eine Vernetzung und Bündelung dieser Ressourcen würde die allgemeine Qualitätsentwicklung deutlich erleichtern. Dies zeigt sich vor allem beim SOPK–Unterricht und beim offenen Lernen.
Bei der Fragestellung zum Thema offenes Lernen zeigte sich eine deutliche Diskrepanz zwischen den Antworten und Einschätzungen der Lehrerinnen und Lehrer und jener der Schülerinnen und Schüler. Auch hier würde eine klarere schulinterne Definition des Begriffes eigenständiges Lernen helfen. Die vrbindliche Übereinkunft über Mindeststandards bei der Aufbereitung, der pädagogischen Begleitung der Schülerinnen und Schüler und der Benotung bei solchen Arbeitsaufträgen könnte ein mögliches Ziel der Qualitätsarbeit in diesem Bereich sein.